Kindliche Sprach- und Sprechstörungen
Ist der Spracherwerbsprozess bei Kindern gestört, spricht man von einer Sprachstörung.
Sprachstörungen können folgende Bereiche des Sprachsystems betreffen:
•
Lautsystem/Aussprache (Phonetik/Phonologie),
•
Wortschatz (Semantik/Lexikon),
•
Grammatik/Satzbau (Morphologie/Syntax)
•
Kommunikationsfähigkeit (Pragmatik).
Störungen zeigen sich nicht nur beim Verstehen und Sprechen, sondern
auch in kommunikativen Situationen und/oder der Entwicklung von
schriftsprachlichen Fertigkeiten.
Welche Ursachen gib es?
Bei den meisten kindlichen Sprachstörungen liegt kein organischer Befund vor, die Genese ist unklar.
Folgende Risikofaktoren sind bekannt.
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allgemeine Entwicklungsstörungen
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Hörstörungen
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Hirnreifestörungen
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familiäre Sprachschwäche mit Krankheitswert
•
geistige, körperliche Behinderungen, Mehrfachbehinderungen
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genetisch bedingte Krankheiten/Syndrome (z.B. Downsyndrom)
•
Schädel-Hirn-Traumata, entzündliche Hirnprozesse
•
Hirntumore, Hirnoperationen
Folgende Leitsymptome werden unterschieden:
1. Störung des Lautsystems (Phonologie)
Bei einer phonologischen Störung hat das Kind Probleme beim Erwerb des Lautinventars, d.h., es erwirbt die Laute
oder die Regeln zu ihrer Kombination fehlerhaft oder unvollständig. Dies äußert sich darin, dass es Wörter fehlerhaft
ausspricht (z. B. Bume statt Blume). Kinder, bei denen mehr als 5 Laute gestört sind, werden in der Regel von Fremden
und z.T. auch in der Familie nicht verstanden. Phonologische Störungen der Aussprache sind von sprechmotorischen
Artikulationsstörungen abzugrenzen.
2. Wortschatzdefizit (Lexikon/Semantik)
Das Kind hat quantitative und/oder qualitative Probleme beim Erwerb des Wortschatzes. Dies betrifft einerseits das
Sprachverständnis für die Wortbedeutung, andererseits die Kategorisierung von Wörtern (z. B. Tier – Hund). Daneben
treten Wortabruf- und –speicherstörungen auf. Kinder kompensieren ihr Wortschatzdefizit häufig über Gestik und Mimik.
Sie erschließen sich die Bedeutung der Worte und Sätze teilweise nur aus dem situativen Zusammenhang.
3. Dysgrammatismus (Morphologie/Syntax)
Der Erwerb des grammatischen Regelsystems ist gestört, d.h., Kinder können Probleme mit der Deklination und
Konjugation haben. Der korrekte Satzbau kann ebenfalls gestört sein. Hierzu zählen Umstellungen und Auslassungen
von Satzelementen, wobei die falsche Stellung des Verbs besonders auffällig ist.
4. Pragmatische Störungen
Erkennbar sind pragmatische Störungen an einer nicht altersentsprechenden Kompetenz in folgenden Bereichen:
•
Herstellen von Blickkontakt, Gesprächsverhalten (z.B. Beginnen und Aufrechterhalten eines Gesprächs),
•
Beherrschung von Redekategorien (z.B. Frage-Antwort) und
•
unterschiedliche Spielformen (z.B. Rollenspiel, Regelspiel).
5. Entwicklungsdyslexie/-dysgraphie
Hierunter versteht man eine Störung im Erwerb des Lesens und Schreibens. Dabei kommt es (u.a. infolge auditiver
Verarbeitungs- und Wahrnehmungsdefizite) zu Lautverwechslungen und Auslassungen und Fehlern bei der
lautgetreuen und/oder orthografischen Umsetzung der gesprochenen in die geschriebene Sprache (Schreiben) und
umgekehrt (Lesen).
Die Folgen kindlicher Sprachstörungen können sein:
Wenn Sprachstörungen nicht behandelt werden, können sie unterschiedliche Störungen in anderen
Entwicklungsbereichen nach sich ziehen. Diese Störungen können sich dann auch auf die Persönlichkeitsentwicklung
des Kindes auswirken.
Folgen können sein:
•
Verhaltensauffälligkeiten,
•
psychische Störungen,
•
sozial-kommunikative Störungen
•
Lernstörungen mit Auswirkungen auf die Schul- und Berufslaufbahn
•
Lese-Rechtschreib-Schwäche LRS (tritt nicht nur als eigenständiges Störungsbild, sondern auch
häufig als Folge einer
Sprachentwicklungsstörung auf)
Häufig treten Sprachentwicklungsstörungen nicht nur isoliert auf, sondern auch in Zusammenhang
mit anderen Entwicklungsstörungen z.B. in den Bereichen Motorik und Wahrnehmung
Eine Verzögerung bei der Sprachentwicklung sollte daher möglichst früh festgestellt
werden, um weiteren Störungen vorbeugen zu können.
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